Als „Tag der Arbeit“ ist der 1. Mai ein guter Anlass, um über den Wert der Arbeit in unserer Gesellschaft nachzudenken – und darüber, dass Arbeit die Lösung für viele Probleme ist, und nicht das Problem. Keine gute Idee ist es, Klimaschutz als Vorwand für den Klassenkampf zu nutzen. Politische Parteien mit dem Anspruch, den »kleinen Mann« zu vertreten, tun dies allerdings verstärkt. Sie machen den Klimaschutz, der unbestritten immer auch eine soziale Frage ist, zum Spielfeld für das populistische Match „Reich gegen Arm“. Eingängiges Symbol dafür ist der Privatjet, der in nur wenigen Stunden so viel CO2 emittiert wie ein durchschnittlicher EU-Bürger in einem ganzen Jahr. Forderungen, wie CO2-Limits für „Reiche“ sind die logische populistische Folge.
Das generelle Problem mit den „Reichen“ und das Problem mit dem Klima sollen gemäß dieser Logik offenbar in einem Aufwischen gelöst werden. Dies erinnert ein wenig an die österreichische Vermögenssteuer-Diskussion, in der die Wiedereinführung der Vermögenssteuer als Allheilmittel für budgetäre Finanzierungsprobleme gesehen wird. Fakt ist aber auch hier, dass eine Vermögenssteuer nur dann relevante Effekte hätte, wenn sie auf die Mittelschicht ausgedehnt würde. Für den Klimaschutz würde dies analog bedeuten, dass etwa das geforderte CO2-Limit tatsächlich für jeden und jede eingeführt werden müsste – und nicht nur für „die Reichen“.
Tatsache ist: Klimaschutz muss die breite Bevölkerung adressieren und mitnehmen, um wirklich etwas zu bewegen. Wer glaubt, er kann den Klimaschutz an „die Reichen“ delegieren, macht es sich und der eigenen Klientel leider zu einfach. Der Klima-Klassenkampf ist in jeder Hinsicht ein Holzweg – auch und gerade fürs Klima.
Dass sich Umweltschutzorganisationen auf europäischer Ebene dafür einsetzen, den Green Deal der EU zu einem „Green Social Deal“ als „neuem Gesellschaftsvertrag“ zu machen und aufrufen, „Parteien zu wählen, die für den Umwelt- und Naturschutz sowie soziale Gerechtigkeit einstehen“, passt da nur ins verzerrte Gesamtbild – und ins ideologische Wettrennen, wer der bessere Klima-Klassenkämpfer ist.
In diesem Sinn: Bleiben wir am 1. Mai besser beim Thema Arbeit – und reden wir vielleicht mehr darüber, was Arbeit für den Klimaschutz bewirkt. Zum Beispiel durch mehr Arbeits- und Fachkräfte für „green jobs“, die wir für die Energiewende dringend brauchen. Fachleute schätzen, dass in Österreich bis 2030 rund 100 000 Fachkräfte in „green jobs“ benötigt werden. Eine Market-Studie im Auftrag von oecolution austria unter Jugendlichen zwischen 15 und 29 Jahren hat leider klar gezeigt: Der Informationsmangel über „green jobs“ ist hoch. Insgesamt 81 % der österreichischen Jugendlichen würden sich daher mehr Informationen zu den Zukunftsberufen wünschen. Die sollten sie dringend bekommen – in ihrem Interesse und im Interesse des Klimaschutzes. Arbeit ist tatsächlich die Lösung für viele Probleme – auch für das Klimathema.