Grüne Gentechnik & Co: Zukunft braucht Technologien

Europa hat in vielen Forschungsbereichen beste Voraussetzungen, die wir nicht durch Verbote und Restriktionen verspielen dürfen. Ein Kommentar von oecolution-Geschäftsführerin Elisabeth Zehetner.

oecolution austria

18.07.2023

3 min

Der Vorstoß der EU-Kommission, die Regeln für grüne Gentechnik dem technologischen Fortschritt anzupassen, ist zu begrüßen. Tatsächlich wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Methoden so verbessert, dass das extrem strenge Regelwerk von 2001 nicht mehr zeitgemäß ist.

 

„Die Entwicklung der Gen-Editierung mit der „Genschere“ (CRISPR/Cas) ist ein Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte (…) Die Gen-Editierung basiert auf einem natürlichen molekularbiologischen Prinzip, bei dem bereits vorhandene Gene gezielt verändert werden. Ähnliche Veränderungen könnten auch durch konventionelle Züchtung auftreten, sind durch konventionelle Methoden jedoch wesentlich langsamer zu erreichen und müssten durch langwierige Auslese nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum von gleichzeitig auftretenden ungewollten Veränderungen getrennt werden“, hielten kürzlich Wissenschafter:innen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in einem offenen Brief fest.

 

Die Potenziale moderner Regulierung für grüne Gentechnik sind hingegen groß: Moderne grüne Gentechnik kann Antworten auf Hungersnöte und auf die Herausforderungen des Klimawandels für die Landwirtschaft liefern. Klimarobuste Sorten in der Landwirtschaft, die mehr Ertrag mit weniger Düngung und besserer Schädlingsresistenz verbinden, haben echtes Game-Changer-Potenzial. Es wäre verantwortungslos, durch ein pauschales Nein zu dieser Technologie auf diese Chancen zu verzichten. Gerade zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen kann grüne Gentechnik viel bewegen.

 

Auch in anderen Bereichen müssen wir Kräfte bündeln und Rahmenbedingungen verbessern, damit uns neue Technologien neue Zukunftschancen eröffnen können. Die Bandbreite reicht von der Energiegewinnung bis zur Mobilität.

 

Technologieoffenheit macht den Unterschied – und das nicht erst seit heute. Technologien waren und sind seit jeher ein wichtiger Treiber für menschliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Weiterentwicklung. Technologien und deren Weiterentwicklung per se verbieten zu wollen, ist nicht nur unwissenschaftlich und unwirtschaftlich, sondern in jeder Hinsicht zukunftsfeindlich.

 

Technologien sind nicht „gut“ oder „böse“, „moralisch“ oder „unmoralisch“, „richtig“ oder „falsch“. Ideologische Kategorien haben in ihrer Bewertung nichts zu suchen. Das zeigt auch die Empirie: Wissenschafts- und Technologiefeindlichkeit haben bisher immer in Stagnation und Rückschritt gemündet.

 

Es kommt vielmehr immer darauf an, wie wir neue Technologien nutzen - und dass wir sie so entwickeln, dass ihre Anwendungen unseren demokratisch vereinbarten Werten und Zielen bestmöglich entsprechen. Europa hat in vielen Forschungsbereichen beste Voraussetzungen, die wir nicht durch Verbote und Restriktionen verspielen dürfen. Dafür wären uns die USA oder China dankbar. In diesem Sinn: Machen wir durch mehr Offenheit für Wissenschaft und Technologien mehr aus unserer Zukunft!

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