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Wie klimafit ist der österreichische Wald?

Der österreichische Wald ist nicht nur ein faszinierendes Ökosystem, sondern auch ein unverzichtbarer Faktor für den Klimaschutz und die Biodiversität.

oecolution austria

20.11.2024

3 min

Podcast

In unserem aktuellen Podcast mit Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin von oecolution und Georg Schöppl, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, spricht dieser über die Herausforderungen und Chancen der heimischen Wälder.


„Der Wald wächst – aber er braucht unsere Hilfe“

Trotz Klimawandel und Herausforderungen wie dem Borkenkäfer zeigt sich Georg Schöppl optimistisch: „Die Situation für den Wald ist herausfordernd, weil wir massiv vom Klimawandel betroffen sind. Aber wir müssen den Kopf nicht in den Sand stecken. Mit der richtigen Pflege können wir auch in den nächsten Jahrzehnten einen schönen, intakten Wald erhalten.“


Besonders beeindruckend: Die Waldfläche in Österreich wächst täglich um rund sechs Hektar – das entspricht einer Fläche größer als 100 Fußballfelder. Insgesamt sind 47,9 % der Landesfläche bewaldet, womit Österreich im oberen Drittel Europas liegt.


Nachhaltigkeit liegt in der DNA der Forstwirtschaft

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft – ein Konzept, das vor über 300 Jahren geprägt wurde, um Raubbau an den Wäldern zu verhindern. Auch heute ist dieser Gedanke bei den Bundesforsten fest verankert. „Wir nutzen nur so viel Holz, wie nachhaltig nachwächst. Das ist unser Beitrag, um die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie zu bewahren.“


Von der Pflanzung eines Setzlings bis zum erntereifen Baum vergehen bei den Bundesforsten durchschnittlich 124 Jahre, ein Beweis dafür, dass die Forstwirtschaft langfristig denkt und handelt.


Borkenkäfer und Klimawandel: Eine doppelte Bedrohung

Eine der größten aktuellen Herausforderungen ist der Borkenkäfer, der vor allem die Fichte angreift. Schöppl erklärt, dass diese Baumart aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften – von Bauholz bis zur Stradivari-Geige – in der Vergangenheit oft auch in ungeeigneten Regionen gepflanzt wurde. „Der Borkenkäfer profitiert von Hitze und Trockenheit. Je schwächer die Bäume, desto leichter kann er sie befallen. Das macht ihn zu einer echten Bedrohung.“

Die Antwort darauf liegt in der Vielfalt: Die Bundesforste setzen auf eine breitere Mischung aus Baumarten wie Tanne, Lärche, Buche und Eiche.


Schutzwälder als Lebensretter

Ein Drittel der Wälder im Besitz der Bundesforste sind Schutzwälder, die wichtige Funktionen übernehmen. Sie schützen Siedlungen und Infrastruktur vor Lawinen, Muren und Sturmschäden. „Wenn ein gesunder Wald da ist, bremst er Naturgefahren ab. Fehlt der Wald, können Lawinen und Muren ungebremst ins Tal rauschen.“

Die Kosten für die Pflege der Schutzwälder haben sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt – ein Beweis für die steigenden Anforderungen durch den Klimawandel.


Technologie als Unterstützer der Forstwirtschaft

Die Bundesforste setzen auf modernste Technologien, um ihre Wälder effizient zu managen. Von Drohnen über Laserscans bis hin zu digitalen Forstkarten: „Unsere Försterinnen und Förster sind heute mit Tablets unterwegs. Das gibt uns eine lückenlose Übersicht über die Flächen und hilft uns, schneller auf Veränderungen zu reagieren.“ Doch Schöppl betont: „Technik ersetzt nicht das menschliche Auge. Gerade bei der Feinarbeit im Wald bleibt die Erfahrung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unverzichtbar.“


Wald als Erholungsgebiet: Eine Frage der Balance

Der Wald ist nicht nur Rohstofflieferant, sondern auch ein beliebtes Erholungsgebiet. Doch mit steigenden Besucherzahlen steigt auch die Belastung. „Unser Ziel ist es, ein Bewusstsein zu schaffen: Wer den Wald besucht, sollte sich wie ein Gast verhalten – respektvoll und achtsam.“ Die Bundesforste setzen auf gezielte Besucherlenkung, um den Druck auf sensible Gebiete zu reduzieren und gleichzeitig den Menschen Zugang zur Natur zu ermöglichen.


Die Folge hier anhören. 

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