Artikel

oecolution fordert tabulose Diskussion über Klimaziel 2040

Klimaneutralität bis 2050 gemäß EU-Vorgaben statt überambitionierter Ziele, gezielter Einsatz von Steuergeldern zur kosteneffizienten CO₂-Reduktion und technologieoffene Förderung von CCS für schwer dekarbonisierbare Industrien.

oecolution austria

26.01.2025

3 min

Klimapolitik
Analyse

Eine mögliche neue FPÖ-ÖVP-Regierung steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung in der Klimapolitik. oecolution fordert ein Ende des sogenannten "Gold Plating" im Klimaschutz – also das Übererfüllen von EU-Vorgaben. Statt unrealistischer Ziele brauche es eine effiziente und wirkungsvolle Nutzung von Ressourcen. „Es wäre ein Betrug am Volk, weiterhin Klimaziele zu versprechen, die offensichtlich nicht erreichbar sind. Wir brauchen eine ehrliche Diskussion darüber, was machbar ist, und eine Fokussierung auf Maßnahmen mit maximaler Wirkung bei minimalen Kosten“, erklärt Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin von oecolution. Das unterstreicht auch eine neue Analyse im Auftrag von oecolution.

 

Unrealistische Ziele: Klimaneutralität 2040 in weiter Ferne, Klimaschutz muss Priorität bleiben

Sechs europäische Länder haben sich nationale Ziele gesetzt, vor 2050 klimaneutral zu werden. Während Finnland (2035), Island (2040), Deutschland (2045) und Schweden gesetzlich verankerte Klimaziele haben, sind Österreichs (2040) und Dänemarks (2045) Zielvorgaben bisher nur politische Absichtserklärungen. Doch laut aktuellen Emissionsprognosen ist keines dieser Länder auf Kurs, die selbstgesetzten Ziele zu erreichen. Besonders Österreich ist – nach Island – am weitesten davon entfernt, klimaneutral zu werden. Selbst in optimistischen Szenarien werden die CO₂-Emissionen bis 2040 nur um etwa 54 % sinken. Ohne innovative Technologien wie Carbon Capture and Storage (CCS) bleiben wesentliche CO₂-Mengen bestehen, die nicht ausgeglichen werden können.


„Österreich hat in den letzten Jahren mit ambitionierten Klimazielen auf Pump gelebt. Jetzt fehlt das Geld für neue Investitionen, und die Schuldensituation erfordert ein Umdenken. Klimaschutz darf aber nicht aufgegeben werden. Vielmehr müssen wir realistischere Ansätze verfolgen“, so Zehetner weiter.

 

Effizienter Klimaschutz als neuer Grundsatz

oecolution fordert, die Klimapolitik auf Effizienz und Realität zu gründen und den EU-Vorgaben, also der Klimaneutralität bis 2050, zu folgen. Das bedeutet, Steuergelder dort einzusetzen, wo CO₂ am kostengünstigsten eingespart werden kann. In Österreich rächt sich jetzt, dass in den vergangenen Jahren viele Ausgaben – unter anderem im Klimabereich – auf Pump finanziert wurden, ohne auf Effizienz zu achten. Das Maastricht- und das strukturelle Defizit sind in keinem anderen Gold-Plating-Land höher, wodurch der Spielraum für neue Investitionen fehlt.


„Es führt kein Weg vorbei an vernünftigem Klimaschutz – es ist wichtig und richtig, dass die EU angesichts der Entwicklungen in den USA (Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen) an ihren Klimazielen festhält. Allerdings ist es unrealistisch und unerreichbar, zu glauben, dass Österreich dieses Ziel noch 10 Jahre früher als die EU schaffen kann“, betont Zehetner. 


Wichtiger als überambitionierte Ziele, die realistischerweise nicht erreicht werden können, wäre daher ein möglichst zielgerichteter Einsatz von Steuergeld. Ein zentraler Punkt ist die gezielte Förderung von CCS-Technologien, die insbesondere in schwer zu dekarbonisierenden Industrien wie der Stahl- und Zementproduktion unverzichtbar sind. „Wir brauchen eine technologieoffene Strategie. CCS ist keine Zukunftsmusik, sondern eine notwendige Lösung, um unsere Industrie klimafreundlich und wettbewerbsfähig zu halten“, betont Zehetner.

 

EU-Ziele als Orientierung, keine Überbietung

Während das Ziel der EU, bis 2050 klimaneutral zu werden, ambitioniert bleibt, sieht oecolution keinen Sinn darin, österreichische Ziele künstlich vorzuziehen. Stattdessen braucht es konkrete Etappenziele, die mit den vorhandenen Ressourcen realistisch erreichbar sind.

„Wir müssen aufhören, uns mit übertriebenen Selbstverpflichtungen zu überfordern. Es geht nicht um Prestige, sondern um effektiven Klimaschutz, der für die Menschen und die Wirtschaft tragbar ist“, so Zehetner abschließend.

 

Appell an Verhandlerinnen und Verhandler: Ehrlichkeit und Effizienz im Klimaschutz

oecolution appelliert an die neue Regierung, Klimaschutz als pragmatische Aufgabe zu verstehen, die auf technologischen Fortschritt und wirtschaftliche Vernunft setzt. Das Ende des Gold Plating ist ein notwendiger Schritt, doch Klimaschutz selbst muss mit neuen, realistischen Ansätzen weitergeführt werden. Zur Analyse. 

Weitere Artikel

Neue Studie zeigt: Österreichs Industrie produziert klimafreundlicher als Importe – aber CO₂-Verlagerung ins Ausland nimmt zu

oecolution fordert Fokus auf Industriepolitik: Ehrlicher Klimaschutz statt Verlagerung von Emissionen.

Wie Erkenntnisse aus dem All die Nachhaltigkeit auf der Erde fördern

„Weltraumforschung ist ganz viel“, sagt Prof. Dr. Christiane Helling, Astrophysikerin und Leiterin des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, in der aktuellen Folge von oeco? Logisch!, dem Klimapodcast von oecolution.

oecolution fordert tabulose Diskussion über Klimaziel 2040

Klimaneutralität bis 2050 gemäß EU-Vorgaben statt überambitionierter Ziele, gezielter Einsatz von Steuergeldern zur kosteneffizienten CO₂-Reduktion und technologieoffene Förderung von CCS für schwer dekarbonisierbare Industrien.