Sie erklärt, warum Forschung im All weit mehr ist als das Erkunden ferner Galaxien – sie ist ein Schlüssel zur Lösung irdischer Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes.
Weltraumforschung als Vorreiter für Nachhaltigkeit
„Nachhaltigkeit ist für uns in der Weltraumforschung eine Notwendigkeit“, betont Prof. Helling. „Ganz einfach deshalb, weil jedes Gramm zu viel zusätzlichen Treibstoff kostet.“ Diese Grundregel der Raumfahrt führt dazu, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler extrem ressourcenschonend arbeiten müssen. Genau aus diesem Prinzip lassen sich wertvolle Erkenntnisse für den Klimaschutz ableiten.
Prof. Helling unterteilt die Verbindung von Weltraumforschung und Klimaschutz in drei Hauptaspekte:
1. Wissen
„Beim Wissen geht es darum, dass wir die Erkenntnisse, die wir über viele Jahre gesammelt haben, weitergeben und weiterentwickeln.“ Die Forschung an Atmosphären anderer Planeten hilft dabei, die Mechanismen des Klimawandels auf der Erde besser zu verstehen.
2. Technologie & Technikentwicklung
„Wir können nie jemanden hinschicken, um ein defektes Instrument zu reparieren. Das bedeutet, wir müssen von Beginn an ressourcenschonend und langlebig bauen.“ Die Prinzipien der Raumfahrttechnik – wie minimales Gewicht, maximale Energieeffizienz und Langlebigkeit – sind auch für die Entwicklung nachhaltiger Technologien auf der Erde hochrelevant.
3. Soziale Aspekte
„In der Weltraumwissenschaft sind diverse Teams nicht nur Standard, sondern eine Notwendigkeit“, so Prof. Helling. Der interdisziplinäre und internationale Austausch in der Weltraumforschung zeigt, wie wichtig Kooperation und geteiltes Wissen für die Bewältigung globaler Herausforderungen sind.
Österreich als starker Player in der Weltraumtechnik
„Österreich ist ein relativ aktiver Player im Bereich der Weltraumtechnik“, erklärt Helling. Neben Forschungseinrichtungen wie ihrem Institut sind zahlreiche Unternehmen in das Austro Space Network eingebunden. „Wir selbst am Institut für Weltraumforschung sind an 24 augenblicklichen und zukünftigen Weltraummissionen beteiligt.“ Damit trägt österreichische Technologie direkt zur Weiterentwicklung nachhaltiger Raumfahrtlösungen bei.
Weltraumforschung als Treiber für Innovationen in der Energiewende
Ein besonders spannender Bereich ist die Rolle der Raumfahrt für die Energiewende. „Je weiter wir uns von der Sonne entfernen, umso weniger Photonen stehen uns zur Verfügung“, beschreibt Prof. Helling die Herausforderungen in der Weltraumtechnologie. „Das bedeutet, wir müssen extrem effizient mit Energie umgehen.“
Diese Entwicklungen haben direkten Einfluss auf die Nutzung erneuerbarer Energien auf der Erde:
• „Am Ende des Tages bekommen wir einfach noch effizientere PV-Paneele, auch für die Nutzung bei uns zu Hause“, so Helling. Technologien, die ursprünglich für Satelliten entwickelt wurden, tragen dazu bei, die Effizienz von Photovoltaik-Anlagen zu steigern.
• Auch thermische Isolierung spielt eine große Rolle: „Wenn wir Instrumente für den Weltraum bauen, müssen sie extremen Temperaturschwankungen standhalten. Diese Technologien sind auch für uns auf der Erde von Interesse.“
Was Exoplaneten mit unserem Klimaschutz zu tun haben
Neben technologischen Innovationen bietet die Forschung an Exoplaneten wichtige Erkenntnisse über unser eigenes Klima. „Wir sollten uns gar nicht so wichtig nehmen als Lebewesen auf einem Planeten“, sagt Helling mit einem Augenzwinkern. „Im Wesentlichen sind wir nur ein Nebenprodukt einer wesentlich größeren Erscheinung – eines Sterns.“ Die Untersuchung von Atmosphären fremder Planeten hilft dabei, klimatische Entwicklungen auf der Erde besser zu modellieren und mögliche langfristige Folgen des Klimawandels zu verstehen.
Fazit: Lernen aus dem All für eine nachhaltige Zukunft
Weltraumforschung ist nicht nur ein Blick in die Ferne, sondern auch ein Werkzeug zur Bewältigung der drängendsten Probleme unserer Zeit. Die Prinzipien der Raumfahrt – Effizienz, Langlebigkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit – können als Vorbild für nachhaltige Entwicklungen auf der Erde dienen. „Die Technologien, die wir für den Weltraum entwickeln, helfen uns, auch hier nachhaltiger zu agieren“, fasst Prof. Helling zusammen.
Die gesamte Podcast-Folge mit Prof. Dr. Christiane Helling gibt es hier.