Blackout: Ein Damoklesschwert über uns allen
Herbert Saurugg in unserem Podcast über die Lücken in der Krisenvorsorge und warum 72 Stunden nicht genug sind.
Herbert Saurugg in unserem Podcast über die Lücken in der Krisenvorsorge und warum 72 Stunden nicht genug sind.
oecolution austria
12.02.2025
3 min
Die Gefahr eines Blackouts ist allgegenwärtig. Nicht erst seit dem hybriden Krieg Russlands gegen den Westen – inklusive Desinformationskampagnen und Sabotageakten – warnen Expert:innen vor den gravierenden Folgen eines großflächigen Stromausfalls. Der aktuelle Rechnungshofbericht schlägt in dieselbe Kerbe: Es gibt keine gesamtstaatliche Blackout-Strategie, und viele Schutzmaßnahmen sind uneinheitlich oder fehlen komplett. Im Podcast mit Elisabeth Zehetner teilt Herbert Saurugg, Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge, seine Einschätzung zu den Risiken und notwendigen Maßnahmen.
"Systemisches Denken ist der Schlüssel"
Herbert Saurugg, international anerkannter Experte für Blackout- und Krisenvorsorge, beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt intensiv mit den Risiken großflächiger Stromausfälle. Für ihn ist klar: "Es gibt keine wirkliche Gesamtverantwortung. Es gibt immer mehr Vorbereitungen, aber die übergeordnete Koordinierung ist oft noch ein Problem."
Er kritisiert, dass entscheidende Querschnittsthemen – von der Gesundheitsversorgung über die Lebensmittelverteilung bis hin zur Entsorgung – unzureichend adressiert werden. Dabei sei genau dieses vernetzte, systemische Denken entscheidend, um die steigende Komplexität und Dynamik der modernen Welt zu bewältigen: "Wenn wir diese Denksilos nicht verlassen, wird es sehr schwierig sein, die nächsten Jahre positiv zu gestalten."
"72 Stunden Vorsorge? Viel zu wenig!"
Die EU empfiehlt Bürger:innen, sich für 72 Stunden selbst zu versorgen – eine Spanne, die Saurugg als völlig unzureichend einstuft. "Aus meiner Erfahrung sind 14 Tage notwendig. Es kann in der Lebensmittelversorgung bis in die zweite Woche dauern, bis die Logistik wieder läuft."
Ein Blackout bedeutet mehr als einen bloßen Stromausfall: Es geht um den vollständigen Ausfall kritischer Infrastrukturen – ohne Hilfe von außen. Saurugg warnt: "Wenn die Telekommunikation nach 30 Minuten zusammenbricht, können keine Waren bestellt, keine Kassensysteme betrieben und keine logistischen Abläufe organisiert werden. Selbst wenn der Strom nach einem Tag zurückkommt, braucht es mehrere Tage, um die Versorgung wieder stabil zum Laufen zu bringen."
Blackout: Was passiert in der Realität?
Ein Beispiel verdeutlicht die Dimensionen: Im Juli 2023 kam es am Balkan zu einem Stromausfall, der einige Regionen für bis zu acht Stunden lahmlegte. Schon dieser vergleichsweise kurze Ausfall hatte drastische Folgen, wie den Ausfall der Wasserversorgung bei 40 Grad in der Hauptstadt Montenegros.
Für Mitteleuropa könnten die Folgen noch gravierender sein, erklärt Saurugg: "Die Austrian Power Grid rechnet mit 12 bis 48 Stunden, um das Netz wieder aufzubauen. Doch schon nach sechs Stunden könnten Kaskadeneffekte in anderen Bereichen auftreten – von der Telekommunikation bis zur Lebensmittelversorgung."
"Die wichtigste Empfehlung: Vorbereitung statt Wunschdenken"
Saurugg plädiert eindringlich für private Vorsorge: "Die 14-Tage-Regel ist gut investiert. Jeder zusätzliche Tag erhöht die persönliche Sicherheit und schützt vor chaotischen Zuständen in Supermärkten." Das sei nicht nur ein Schutz für die eigene Familie, sondern auch ein Beitrag, die Krise für alle besser zu bewältigen.
Seine Botschaft ist klar: "Nicht auf das Wunschszenario vorbereiten, sondern auf das, was wehtun würde."
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