Artikel

Gerhard Christiner: Ist unser Stromnetz für die Zukunft gerüstet?

Geschäftsführerin Elisabeth Zehetner sprach mit Gerhard Christiner, dem technischen Vorstand der Austrian Power Grid (APG).

kerstin

16.05.2024

2 min

Podcast
Erneuerbare Energie
Gesetze

Gerhard Christiner leitet seit 2012 entscheidende Entwicklungen bei der APG und überwacht das Hochspannungsnetz Österreichs. Im Grunde genommen sorgen die APG dafür, dass alle Stromkunden in Österreich sicher rund um die Uhr Strom haben. Die Aufgaben der APG sind vielfältig und entscheidend für die Qualität der Stromversorgung, einschließlich der Aufrechterhaltung der Frequenz im Netz und der Netzintegrität durch ein 7.000 Kilometer langes Stromnetz, das auch international vernetzt ist.

 

Herausforderungen durch erneuerbare Energien

Die Integration von erneuerbaren Energien stellt das österreichische Stromnetz vor große Herausforderungen. Christiner betont die Dringlichkeit: "Unser Stromnetz ist bereits am Anschlag. Die von unseren Großeltern eingeplanten Reserven im Netz haben wir nach und nach aufgebraucht." Insbesondere der dynamische Ausbau der Photovoltaik hat die bestehenden Kapazitäten stark beansprucht.

 

Redispatch – Notwendige, aber kostspielige Maßnahmen

Die sogenannten Redispatch-Maßnahmen, bei denen Kraftwerks-Einsatzpläne nachträglich angepasst werden müssen, verursachen erhebliche Kosten. "Alleine für diese Zwecke haben wir im letzten Jahr rund 141 Millionen Euro ausgegeben, die de facto nur Kosten sind, weil die Netzinfrastruktur zu schwach ist", erklärt Christiner. Diese Maßnahmen werden notwendig, wenn das Netz die Strommengen, die speziell aus erneuerbaren Quellen in Deutschland produziert werden, nicht aufnehmen kann.

 

Zukünftige Netzinfrastruktur und gesetzliche Rahmenbedingungen

Für die Zukunft fordert Christiner einen starken Ausbau und eine Anpassung der Netzinfrastruktur. "Wir müssen das Netz stärker ausbauen. Wir brauchen wesentlich leistungsstärkere Netze", sagt Christiner. Er betont die Notwendigkeit einer verbesserten gesetzlichen Rahmenbedingung, die schnellere Genehmigungsverfahren ermöglicht, um die Netzinfrastruktur den neuen Anforderungen anzupassen.

 

Der technische Fortschritt und die steigende Nachfrage erfordern ein schnelles Handeln, um die Energieversorgung in Österreich zukunftssicher zu gestalten. Die gesamte Folge gibt es HIER zum Nachhören.

Weitere Artikel

Wie ein "Ökospätzünder" die Energiewende revolutioniert und wirtschaftlich für sich nutzt

Im einer neuen Podcast-Folge unterhielt sich oecolution-Geschäftsführerin Elisabeth Zehetner mit dem Unternehmer und Visionär Walter Kreisel, der sich den Bereichen der Dekarbonisierung und erneuerbare Energien verschrieben hat.

Proaktive Standortpolitik wird zur Überlebensfrage für soziale Stabilität und Klimaschutz

Kommentierung zur Nationalratswahl 2024: Tempo und Reformeifer bei Bürokratieabbau, Investitionsanreizen, Lohnnebenkostensenkung und Energiewende gefragt

Helmut Leibinger über Dekarbonisierung und Innovationen in der Zementindustrie

In einer neuen Episode unseres Podcasts hatten wir die Gelegenheit, mit Helmut Leibinger zu sprechen, einem führenden Experten auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik.