Mercosur-Abkommen bietet wechselseitige Chancen zur Bekämpfung des Klimawandels

oecolution begrüßt die Wiederaufnahme der Gespräche, denn das Abkommen hält nicht nur Chancen für Wirtschaft, sondern auch für mehr Umwelt- und Klimaschutz bereit.

oecolution austria

06.02.2023

4 min

Die Debatte rund um das Mercosur-Abkommen nimmt wieder an Fahrt auf und könnte dieses Jahr tatsächlich zu einem Abschluss kommen. Dank des Regierungswechsels in Brasilien von Jair Bolsonaro zu Lula da Silva hat die Europäische Union die Verhandlungen wieder aufgenommen und will sie – mit ambitionierten Klimazielen im Gepäck - rasch zu einem Ende führen. oecolution begrüßt die Wiederaufnahme der Gespräche, könne das Abkommen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch umwelttechnische Chancen für beide Seiten bereithalten. Befürchtungen, das Mercosur-Abkommen würde Klima- und Umweltschutz aushebeln, sind völlig aus der Luft gegriffen. Im Gegenteil: Einerseits beinhaltet das Abkommen ambitionierte gemeinsame Verpflichtungen zur ökologischen Nachhaltigkeit, denn im Nachhaltigkeitsteil des Abkommens ist die effektive Umsetzung des Pariser Klimaschutzübereinkommens verankert, wodurch explizit ein Hebel geschaffen wurde, die Mercosur-Staaten an mehr Umwelt- und Klimaschutz zu binden. Und andererseits wiederum ist der Zugang zu Rohstoffen für Europa essentiell, um die eigene Klimawende voranzutreiben. Denn egal, ob in Windrädern, PV-Anlagen oder E-Autos – Rohstoffe werden überall benötigt. 


Abkommen wichtig für Wettbewerb mit China

Nicht zuletzt durch den russischen Einmarsch in der Ukraine ist das Bewusstsein in Europa gestiegen, sich nicht zu abhängig von nicht lupenreinen Demokratien zu machen. Denn die meisten Rohstoffe, die wir derzeit für die Energiewende erhalten, kommen aus China. Wenn sich die EU in Zukunft also unabhängiger von China machen will, braucht sie andere Handelspartner, zum Beispiel in Südamerika.


Und: Auch China hat das Potenzial der Mercosur-Länder bereits erkannt: Bereits seit 2010 baut es sukzessive seinen Einfluss über Direktinvestitionen in der Region aus und sichert sich so Zugriffe auf Rohstoffe. Europa und Österreich müssen hier aus den Erfahrungen der vergangenen Monate und Jahre lernen und die Chancen nutzen, die sich ihnen bieten.


Drohkulisse einer Rindfleischschwemme nicht haltbar

Kritik an dem Abkommen kommt vor allem von Agrarseite. Hier wird mit Drohkulissen gearbeitet, dass Europa in Zukunft mit Rindfleisch aus den Mercosur-Staaten überschwemmt werde oder Hormonfleisch importiert werden dürfe. Fakt ist: Das Abkommen sieht verpflichtende Quoten vor und würde den Import von 99.000 Tonnen Rindfleisch, mit einem Zoll von 7,5 Prozent erlauben. Das sind NUR 1,2 Prozent der gesamten EU-Rindfleischproduktion. Die Einfuhr von Hormonfleisch ist sogar gänzlich untersagt. Vielmehr könnten sich für den österreichischen Agrarbereich Vorteile hinsichtlich größerer Exportchancen oder für mehr Tierschutz ergeben.


Europa kann nicht die Welt verändern, wenn es sich isoliert. Nur die Zusammenarbeit weltweit schafft nachhaltige Entwicklungen. 


Potenzial in den Mercosur-Staaten groß

Das Mercosur-Abkommen wäre das größte Freihandelsabkommen, das die EU jemals verhandelt hat. Innerhalb von 10 Jahren würden europäische Unternehmen Zugang zu einem Markt mit 265 Millionen Menschen erhalten, in dem 90 Prozent der Zollschranken schrittweise abgebaut würden. Außerdem werden 32.000 Arbeitsplätze durch den EU-Handel mit dem Mercosur-Raum in Österreich gesichert.

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