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Helmut Leibinger über Dekarbonisierung und Innovationen in der Zementindustrie

In einer neuen Episode unseres Podcasts hatten wir die Gelegenheit, mit Helmut Leibinger zu sprechen, einem führenden Experten auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik.

oecolution austria

25.09.2024

2 min

Technologie
Podcast

Als Leiter des Net Zero Emission Teams bei Rohrdorfer Zemente widmet er sich der ambitionierten Aufgabe, die Zementproduktion zu dekarbonisieren. Diese Herausforderung gewinnt insbesondere in der energieintensiven Baustoffindustrie zunehmend an Bedeutung.


Die Entstehung von Rohrdorfers Net Zero Emission GmbH

Elisabeth Zehetner, oecolution-Geschäftsführerin und Moderatorin des Podcasts, eröffnete das Gespräch mit einer kurzen Vorstellung Leibingers. Er hat im Jahr 2020 den Auftrag erhalten, das Net Zero Emission Team bei Rohrdorfer zu leiten, nachdem er bereits umfangreiche Erfahrungen in der internationalen Anlagenbau- und Zementindustrie gesammelt hatte. Leibinger berichtete von einem entscheidenden Moment im Sommer 2020, der die Gründung der Net Zero Emission GmbH einleitete. „Ich habe 2020 ein Thema für eine Masterarbeit an der Universität St. Gallen gesucht, und zeitgleich kam ein Anruf aus der chemischen Industrie: ‚Ja, ihr Zementwerker, ihr habt ja viel CO₂ und wir benötigen euer CO₂ für die Herstellung von klimaneutralem Methanol‘“, erinnerte er sich. Diese Anfrage war der Auslöser für Rohrdorfer, sich intensiver mit der CO₂-Problematik auseinanderzusetzen. Das Unternehmen sieht CO₂ inzwischen nicht mehr als Abfallstoff, sondern als wertvolle Ressource.


CO₂ als Wertstoff und Geschäftschance

Ein Kernthema des Gesprächs war die Art und Weise, wie CO₂ in der chemischen Industrie genutzt wird. Leibinger erklärte, dass CO₂ in der Herstellung von Methanol und anderen Kohlenwasserstoffen verwendet wird. Er betonte, dass es sich hierbei um einen regionalen Ansatz handelt: „Wir sehen CO₂ nicht als Abfallstoff, sondern als Wertstoff, als Kohlenstoffquelle der Zukunft.“


Leibinger unterstrich, dass die Entwicklung von Technologien zur CO₂-Abscheidung und -Nutzung (CCU) ein wesentlicher Bestandteil der Dekarbonisierungsstrategie von Rohrdorfer ist. Neben der CO₂-Vermeidung liegt der Fokus auf der Schaffung neuer Geschäftsfelder, wie etwa der Produktion von synthetischen Chemikalien. „Wir haben eine eigene Pilotanlage gebaut, um aus CO₂ ein Produkt herzustellen“, erklärte er. Diese Anlage zeige den typischen Rohrdorfer-Weg: „Die Eigentümer sind sehr zukunftsorientiert und nachhaltig.“


CO₂-Vermeidung als Priorität

Elisabeth Zehetner stellte klar, dass es Rohrdorfer nicht nur um neue Geschäftsmodelle geht, sondern auch um das Erreichen von Dekarbonisierungszielen. Leibinger bestätigte dies: „Unsere dominante Strategie ist einfach die Vermeidung von CO₂.“ Dabei wies er auf die Besonderheiten der Zementproduktion hin, bei der CO₂ sowohl durch das Brennen von Kalkstein als auch durch die Bereitstellung von Energie freigesetzt wird. Zwei Drittel der CO₂-Emissionen entstehen durch den Prozess des Kalkbrennens, während das restliche Drittel auf die Bereitstellung der notwendigen Wärme zurückzuführen ist.


Innovation durch getemperte Tone

Ein weiteres Highlight des Podcasts war die Diskussion über ein Pilotprojekt zur Herstellung von getemperten Tonen. Diese Technologie, die an alte Bauweisen der Römer anknüpft, soll den CO₂-Ausstoß bei der Zementproduktion reduzieren, indem der Anteil des gebrannten Kalks in Zementrezepturen gesenkt wird. „Getemperte Tone sind eine synthetische Form von vulkanischen Aschen, die ähnliche Eigenschaften wie natürliche Aschen haben“, erläuterte Leibinger.


Die Herausforderung der CO₂-Abscheidung

Auch die technischen Herausforderungen der CO₂-Abscheidung kamen zur Sprache. Leibinger erklärte, dass die Abscheidung zwar eine etablierte Technologie ist, jedoch oft sehr energieintensiv. Deshalb testet Rohrdorfer alternative Technologien wie die Membran- und kryogene Technologie, die effizienter sind als herkömmliche Verfahren. Leibinger betonte, dass die CO₂-Abscheidung nur mit erneuerbarer Energie sinnvoll ist und dass dies die größte Herausforderung für die Industrie darstellt.


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