In der neuesten Folge des oecolution-Podcasts „oeco? Logisch!“ begrüßte Gastgeberin Elisabeth Zehetner die renommierte Geopolitik- und Sicherheitsexpertin Velina Tchakarova. Die Diskussion drehte sich um die derzeitige sicherheitspolitische Lage Europas und die notwendigen Schritte, um den Herausforderungen zu begegnen. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik teilte Tchakarova tiefgehende Einblicke und Analysen zur aktuellen geopolitischen Großwetterlage und den daraus resultierenden Handlungsoptionen für Europa.
Geopolitische Großwetterlage
"Wir befinden uns hochwahrscheinlich in der ernsthaftesten sicherheitspolitischen Lage seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges," erklärte Tchakarova. "Auf der Weltbühne könnte dies die kritischste Phase seit dem Zerfall der Sowjetunion sein." Sie wies darauf hin, dass es sich bei der aktuellen globalen Konfrontation nicht nur um zwei, sondern um drei Hauptakteure handelt: die USA, China und Russland. Diese systemische Konfrontation manifestiere sich in verschiedenen globalen Hotspots, einschließlich des Krieges in der Ukraine und Spannungen im Nahen Osten, im Roten Meer sowie im Südchinesischen Meer und der Straße von Taiwan.
Europas Reaktion auf die Spannungen
Angesichts dieser geopolitischen Spannungen betonte Tchakarova die Bedeutung einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA. "Europa, oder die EU als kollektiver Akteur, hat seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine einen Ansatz entwickelt, der umfassende Sanktionen, Unterstützung für die Ukraine und diplomatische Bemühungen im globalen Süden umfasst," erläuterte sie. Allerdings zeigten sich Schwächen in diesem Ansatz, insbesondere im Hinblick auf die Umgehung von Sanktionen durch EU-Länder und die skeptische Haltung des globalen Südens gegenüber dem Westen.
Vertiefung der transatlantischen Zusammenarbeit
In Bezug auf die transatlantische Zusammenarbeit prognostizierte Tchakarova eine Vertiefung der militärischen Kooperation zwischen den USA und Europa. "Das heißt jetzt nicht eine EU-Armee, sondern vielmehr eine europäische Säule der NATO," sagte sie. Diese Entwicklung werde insbesondere für Länder wie Österreich, das nicht Teil dieses Bündnisses ist, Konsequenzen haben.
Die Rolle der Energie in der Geopolitik
Ein zentrales Thema der Diskussion war die Rolle der Energie in der Geopolitik. "Energie ist die Mutter der Geopolitik," betonte Tchakarova. Sie erklärte, dass die Sicherung von Energiequellen für Staaten von zentraler Bedeutung sei und maßgeblich die geopolitischen Zielsetzungen beeinflusse. Tchakarova wies darauf hin, wie schwer es manchen EU-Ländern falle, ihre Energieabhängigkeit von Russland zu reduzieren, und nannte Österreich als Paradebeispiel.
Abhängigkeit von russischen Energielieferungen
Auf die Frage nach der Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen antwortete Tchakarova vorsichtig: "Tatsächlich war Europa in vielerlei Hinsicht abhängig." Sie betonte, dass die Abhängigkeit nicht nur den Bereich der Gaslieferungen betreffe, sondern auch andere fossile Energieträger wie Öl und Flüssigerdgas.
Die ganze Folge gibt es hier ab sofort hier zu hören.